FTV-Erwachsenen-Judo begeistert mit integrativem Breitensportprogramm und Teilhabe-Vibe

Frankfurt am Main – Seit 2019 erlebt die Erwachsenen-Judoabteilung des Frankfurter Turnvereins (FTV) 1860 einen bemerkenswerten Aufschwung. Das ist der Zeitpunkt, als Stefan Misner zum Trainerteam stieß und den verdienstvollen Coach Khalid Faddad unterstützte. Unter der Leitung von Misner, der ursprünglich aus dem American Football stammt, hat sich das Angebot zu einem echten Aushängeschild im Breitensport entwickelt – mit beeindruckenden Erfolgen auf wie neben der Matte.

Vom Football zum japanischen Kampfsport

Misner, früher selbst Leistungssportler, fand nach dem Ende seiner Football-Karriere den Weg zurück zum Judo. Der aus Japan stammende Kampfsport hatte ihn bereits in jungen Jahren geprägt. Im Judo vollzog er einen klaren Fokuswechsel: weg vom reinen Wettkampfdenken hin zu gesundheitsorientiertem, ganzheitlichem Training.

Sein Einstieg als hauptverantwortlicher Trainer beim FTV fiel mitten in die schwierigen Jahre der Covid-Pandemie mit den leider einhergehenden Kontaktbeschränkungen. Der erfahrene Trainer, der eine langjährige Karriere als Football-Coach hinter sich hat und für die Trainerausbildung des American-Football-Verbands zuständig ist, wusste auch hier Rat.

Er entwickelte spannende, individuelle Trainingsformen, verlegte die Einheiten kurzerhand nach draußen auf den Sportplatz und bot dazu noch Online-Training in den streng reglementierten Lockdown-Phasen an. Gewöhnungsbedürftig bei einer Kontaktsportart wie Judo, die normalerweise in einem Dojo ausgeübt wird. Seinem Einfallsreichtum ist es zu verdanken, dass der Zuspruch der Teilnehmenden in der Pandemiezeit auf einem konstanten Niveau blieb, und die FTV-Judoka nach dem Ende aller Einschränkungen schnell wieder durchstarten konnten.

Die Abteilung freut sich seit der Wiederaufnahme des Regelbetriebs über einen stetig wachsenden Zustrom an neuen Mitgliedern.

Judoka mit Wurzeln in 47 unterschiedlichen Nationen

Der integrative Ansatz trifft den Nerv der Zeit. „Unser Ziel ist es, allen Interessierten einen Zugang zum Judo zu ermöglichen – unabhängig von Alter, Herkunft oder körperlichen Voraussetzungen“, betont er.

Dass ihm das gelingt, belegen die beeindruckenden Zahlen: Menschen mit Wurzeln in 47 unterschiedlichen Nationen waren in jüngster Zeit in der Trainingsgruppe vertreten, darunter Länder wie Mexiko, Nepal, Eritrea, Brasilien, Indonesien, Ghana, Pakistan, Ungarn, Russland, Israel, Frankreich und Kirgisistan. Die kosmopolitische Orientierung ist nur folgerichtig für eine Stadt wie Frankfurt am Main, in der über 400.000 von 776.000 Einwohnern einen Migrationshintergrund aufweisen.

Teilhabe als Leitgedanke

Die gelebte Diversität in der FTV-Judoabteilung ist ein Lichtblick, breiten sichgruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Abwehr des vermeintlich Anderen doch leider immer mehr aus.

Beim FTV trainieren Menschen mit unterschiedlichstem ethnischen, sozialen und kulturellen Hintergrund Seite an Seite. Die jüngsten Judoka in der Erwachsenengruppe sind 16, der älteste 73, und alle leben die Judowerte durch einen rücksichtsvollen Umgang.

Sogar Menschen mit Sehbeeinträchtigung sind regelmäßig dabei: kein Problem bei dem integrativen Vibe der Gruppe. Jedes Geschlecht, jede Altersklasse, selbst Eltern, die erst durch das Judo-Engagement der eigenen Kinder zu diesem vielseitigen Sport gekommen sind, Menschen mit und ohne Einschränkungen – alle finden einen sportlichen und sozialen Rahmen für Entwicklung und Teilhabe.

Wissenschaftlich fundiertes Trainingskonzept

Die Vielfalt wird nicht nur akzeptiert, sondern aktiv gefördert, und zwar auf und neben der Matte. Grundlage des Trainings ist das kompetenzorientierte Ausbildungskonzept nach den Leitlinien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des Deutschen Judo-Bundes (DJB). Die Verknüpfung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, Wertevermittlung, Körperbewusstsein und Selbstwirksamkeit stehen im Mittelpunkt. Alle Trainingsanforderungen sind angepasst an das individuelle Leistungsniveau und die persönlichen Ziele der Teilnehmenden.

Persönlichkeitsentwicklung als Zusatz-Benefit

Was das FTV-Programm besonders macht, ist eine harmonische Mischung aus professioneller Anleitung und familiärer Atmosphäre. „Judo ist mehr als nur Sport, es ist ein Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung“, betont Judo-Trainer Misner. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ganz nebenbei auch noch sportliche Spitzenleistungen entstehen: In den vergangenen Jahren feierten Mitglieder der Judo-Erwachsenenabteilung des FTV einige bemerkenswerte Wettkampferfolge. Wie etwa erst kürzlich im April 2025 Andreas Bartsch mit seinem Europameister-Titel bei der Judo-Veteranen-EM in Riga (Lettland). Ein goldener Beweis dafür, dass sich Breitensport und Titelgewinne keineswegs ausschließen müssen.

Stefan Misner